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Budget, Kapitalbedarf, Liquidität – Ihre Finanzplanung

Finanzplanung

Aktualisiert am 21.11.2023

Drei Vorlagen für Ihre Finanzplanung

Wird Ihre Firma überhaupt rentieren? Wie viel Kapital benötigen Sie – zum Firmen­start und danach? Und wie schaffen Sie es, jeder­zeit liquide zu sein und die anstehenden Rechnungen zahlen zu können?

Die Antwort auf diese Fragen erarbeiten Sie sich mit drei Plänen:

Die drei Pläne zeigen Ihnen, wie viel Kapital Sie während der Gründung und später benötigen. Wie Sie zu diesem Kapital kommen, erfahren Sie im Artikel «Start-up-Finanzierung in der Schweiz».

TippEin Treuhänder oder eine Treuhänderin kann Sie in der Gründungs­zeit dabei unterstützen, Ihre Finanz­planung richtig zu struk­turieren und insbe­sondere die Liquiditäts­planung zu optimieren.


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Budget – nicht nur für den Anfang

Als Erstes gilt es zu klären, wie viel Geld am Ende des Geschäfts­jahrs übrig­bleibt. Sie brauchen ein Budget, sowohl für das Jahr des Firmen­starts als auch für ein, zwei Jahre danach.

Im ersten Jahr fällt eine Reihe von ein­maligen Kosten an, auf der anderen Seite sind die Umsätze noch tief, möglicher­weise schaut nicht einmal ein kleiner Gewinn heraus. Die wichtigere Frage ist ohnehin: Wie sieht es nach der Start­phase aus? Wird Ihr Unter­nehmen dann genug Gewinn erwirt­schaften, dass Sie davon leben können?

Jahresumsatz minus Aufwand – so erstellen Sie Ihr Budget

Der Jahresumsatz ist relativ einfach zu berechnen. Aus der Marktanalyse und den Marketing­überlegungen wissen Sie, wie viele Ein­heiten Ihres Produkts, Ihrer Dienst­leistung Sie vermutlich absetzen können. Diese Zahl multi­plizieren Sie mit dem Preis, den Sie dafür verlangen wollen.

TippSetzen Sie den Umsatz vor allem zu Beginn eher zu tief an. Ihre Zahlen basieren ja vorerst auf Schätzungen. Dann ist es gut, wenn Sie ein Spielraum einplanen.

Von Ihrem geplanten Umsatz ziehen Sie den Aufwand ab. Dabei müssen Sie unterscheiden zwischen Fix­kosten und variablen Kosten:

  • Fixkosten fallen immer an, unabhängig davon, wie viel Umsatz Sie machen. Beispiele: die Miete für Ihr Büro, Ihre Werkstatt, die Löhne der fest ange­stellten Mitarbeitenden, Versicherungs­prämien, Leasing­raten für den Kopierer oder eine Maschine.
  • Variable Kosten hängen direkt mit der Produktion von Waren oder mit dem Erbringen Ihrer Dienst­leistung zusammen. Je grösser der Output Ihres Unter­nehmens, desto höher auch die vari­ablen Kosten. Bei­spiele: Einkauf von Materialien, Zoll- und Transport­kosten, Kosten für Besprechungen mit Kunden, Löhne von Personal, das Sie nur für ein Projekt einge­stellt haben.
TippAuch wenn es schwierig ist, ein Budget für das zweite und das dritte Jahr zu erstellen, versuchen Sie es. Das hilft Ihnen, länger­fristig zu planen. Benutzen Sie für Ihr Budget unsere Excel-Vorlage. Sie stammt aus dem Standard­werk «Ich mache mich selbständig» der Beobachter-Edition. Die üblichen Ausgabe­posten sind bereits vorgegeben, Sie können diese einfach mit individuellen Budget­positionen ergänzen und Nicht­zutreffendes löschen.
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Reicht der Deckungsbeitrag aus?

Die Deckungsbeitragsrechnung zeigt, ob die Mittel, die Sie erwirtschaften, aus­reichen, um die fixen Kosten abzudecken. Um dies zu bestimmen, ziehen Sie von Ihrem geplanten Umsatz die variablen Kosten ab.

Beispiel Ihr Umsatz beträgt 200’000 Franken, die variablen Kosten belaufen sich auf 120’000 Franken. Dann bleibt Ihnen ein Deckungs­beitrag von 80’000 Franken, um die Fixkosten zu decken. Ihr Deckungs­beitrags­satz beträgt also 40%. Belaufen sich Ihre Fix­kosten auf 65’000 Franken, erwirt­schaften Sie einen Gewinn von 15’000 Franken.

Die meisten Branchen kennen durch­schnitt­liche Deckungs­beitrags­sätze, die ein Unter­nehmen erreichen sollte, um seine Fix­kosten zu decken. Informieren Sie sich bei Ihrem Branchen­verband. Kennen Sie den Deckungs­beitrags­satz, können Sie berechnen, wie hoch Ihr Umsatz sein muss, damit die Fix­kosten gedeckt sind.

BeispielLaut Branchen­verband sollte Ihr Unter­nehmen einen Deckungs­beitrags­satz von 40% erreichen. Ihre Fix­kosten liegen gemäss Budget bei 65’000 Franken. Dann benötigen Sie einen Umsatz von rund 162’000 Franken, um Ihre Fix­kosten zu decken (65’000 x 100 : 40).

Kapitalbedarfsplan

Wie viel Kapital benötigen Sie, um Ihre Pläne umzusetzen? Auch bei dieser Frage müssen Sie unterscheiden zwischen der Gründungs­phase und dem länger­fristigen Kapital­bedarf.

Kapitalbedarf für die Gründung

Unterschätzen Sie diese Kosten nicht. Dazu ge­hören alle Aus­gaben, die Sie im Zusammen­hang mit der Firmen­gründung hatten:

  • Gebühren und Abgaben für Handels­register, Notar, Patent­anmeldung etc.
  • Kosten für Markt­abklärungen
  • Kosten für die Entwicklung des Web­auftritts, für CI (Corporate Identity), Firmen­logo, Visiten­karten, Brief­papier, Event zum Eröffnungs­tag …
  • Beratung durch Anwältin, Treu­händer, IT-Expertin …
  • Kosten für die Personal­suche (Anzeigen, Aufwand für Vor­stellungs­gespräche etc.)
  • Kunden- und Lieferanten­besuche zum Firmen­start (Reisen, Übernachtungs- und Ver­pflegungs­kosten, Geschenke, Muster, Proto­typen, die abge­geben werden)
  • Administrativer Aufwand (Telefon-, Porto-, Kopier-, Druck­kosten)
Gut zu wissenSie haben ein Firmen­gründer­seminar besucht, sich in Buch­haltung weiter­gebildet, an Netz­werk­anlässen teil­ge­nommen? Auch diese Aus­gaben gehören zu den Gründungs­kosten.

Längerfristiger Kapitalbedarf

Nun geht es um das Kapital, das Sie benötigen, um Ihr Unternehmen länger­fristig zu führen. Dabei werden zwei Gruppen unter­schieden:

Da sind zuerst die Mittel, die Sie für den laufenden Betrieb benötigen (auch kurzfristiges Kapital genannt), zum Beispiel: Waren- und Material­einkauf, Miete, Strom, Wasser, Heizung, Versicherungs­prämien, Personal­kosten, Ausgaben fürs Marketing. Für alle diese Aufwände benötigen Sie jeder­zeit genügend liquide Mittel. Um dies zu sichern, benötigen Sie einen Liquiditätsplan.

Das Geld, das für den laufenden Betrieb bereit­stehen muss, wird Umlauf­vermögen genannt. Wie hoch dieses sein soll, ist nicht ganz einfach zu berechnen. Denn Ihre Kundinnen und Kunden beziehen Ihre Produkte oder Dienst­leistungen nicht sofort und be­zahlen sie oft mit Verzögerung. Ihre Mittel bleiben also während dieser Zeit gebunden. Fragt sich nur, wie lange. Klar ist: Je kürzer die Spanne zwischen dem Material­einkauf und dem Ver­kauf respektive der Bezahlung der Waren, desto weniger Umlauf­vermögen benötigen Sie.

Tipp
Fragen Sie bei Ihrem Branchen­verband, Ihrer Berufs­organisation nach Erfahrungs­werten. Lassen Sie sich beim Berechnen des Kapital­bedarfs beraten, zum Beispiel von einer Berufs­kollegin oder einem Treu­händer, der die Branche kennt. Rechnen Sie auf jeden Fall eine Reserve ein, Fach­leute raten zu mindestens zehn Prozent.

Das langfristige Kapital dient dazu, Investitionen zu finanzieren, die Ihrem Unter­nehmen über eine längere Zeit­spanne dienen: Produktions­anlagen, IT-Infra­struktur und -Appli­kationen, Installationen für Telefon und IT, Mobiliar, Fahrzeuge, Kauf der Ge­schäfts­liegen­schaft etc. Diese Vermögens­werte werden auch Anlage­vermögen genannt. Das nötige Kapital dafür können Sie aus den Offerten zusammen­stellen, die Sie für die einzelnen Anschaffungen einge­holt haben.

Tätigen Sie zuerst nur die Investitionen, die Sie brauchen, damit Ihr Betrieb vom Geschäfts­start weg, voll einsatz­fähig ist. Mit nicht zwingend nötigen Investitionen warten Sie besser, bis die Geschäfte gut laufen.

TippGute Dienste für die Planung Ihres Kapital­bedarfs leistet Ihnen unsere Excel-Vorlage «Kapital­bedarfs­plan». Sie basiert auf dem Standard­werk «Ich mache mich selbständig» der Beobachter-Edition.

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Liquiditätsplanung

Mit einer Liquiditätsplanung erkennen Sie mögliche finanzielle Lücken früh­zeitig und können Gegensteuer geben. Das regel­mässige Updaten Ihres Liquiditäts­plans bildet die Grundlage für Ihre weiteren strate­gischen Entscheide und erleichtert Ihnen die Arbeits­prozesse.

Gut zu wissenWenn Unternehmen scheitern, liegt dies häufig an der fehlenden Liqui­dität. Es nützt Ihnen nichts, wenn Ihr Businessplan und das Budget tolle Gewinn­zahlen aus dem Weihnachts­geschäft prophe­zeien, Ihnen im August aber das Geld für die Miete und die Löhne fehlt und Sie Konkurs anmelden müssen. Eine laufende Liquiditäts­planung ist entscheidend für Ihren Unternehmens­erfolg.
Was bedeutet Liquidität?Mit Liquidität meint man die Geld­mittel, die einem Unter­nehmen zur Ver­fügung stehen, um seine Zahlungs­ver­pflich­tungen frist­gerecht zu erfüllen. Dazu gehören das Geld in der Kasse, aber auch kurz­fristig verfügbare Mittel auf den Geschäfts­konten.

Für Ihre Liquiditätsplanung stellen Sie die Einnahmen und Ausgaben (Einzahlungen und Auszahlungen) zusammen, die in den kommenden ein bis zwölf Monaten voraus­sichtlich auf Sie zukommen werden. Im folgenden Kasten finden Sie die wichtigsten Positionen. Dabei sind auch die kleinen Details relevant. Diese Fragen helfen Ihnen, sich in der Planung zu orientieren:

  • Welchen Umsatz erwartet mein Unternehmen in den kommenden ein bis zwölf Monaten? Wann gehen die einzelnen Zahlungen voraus­sichtlich ein?
  • Welche Zahlungsverpflichtungen sind offen?
  • Gibt es Schuldenrückzahlungen, die ich berücksichtigen muss?
  • Wie entwickelt sich die Branche? Ist mit einem Rück­gang zu rechnen, der auch mein Unter­nehmen und meine Einnahmen betreffen könnte?
  • Habe ich Waren- und Materialeinkäufe sowie die Lagerung und allfällige Erhöhungen respektive Reduktionen im Lager termin­gerecht berück­sichtigt?
  • Wie hoch sind die Fixkosten?
  • Wie hoch sind die variablen Kosten?
    Diese Positionen gehören in den Liquiditätsplan
    • Die häufigsten Einzahlungen
      • Umsätze aus Waren- und Dienstleistungs­verkauf
      • Erlöse aus Pacht und Lizenzen
      • Rück- und Zins­zahlungen von Darlehen, die Sie gewährt haben
      • Einzahlungen von Gesell­schaftern
      • Erträge aus Miet­einnahmen, Zinsen und Dividenden
      • Steuererstattungen
    • Die häufigsten Auszahlungen
      • Investitionen
      • Tilgungen
      • Zinszahlungen
      • Entnahmen der Gesellschafter
      • Steuernachzahlungen und Steuer­vorauszahlungen
      • Zu zahlende Umsatzsteuer
      • Gebühren für Pachten, Leasing, Lizenzen etc.

    Fehler in der Liquiditätsplanung vermeiden

    Die Liquiditätsplanung scheitert nicht selten an den Details, an vergessenen Posten. Achten Sie auf diese Punkte:

    • Vergessen Sie Kleinbeträge nicht.
    • Berücksichtigen Sie die Mehrwertsteuer (Vorsteuer und Umsatzsteuer).
    • Denken Sie an Auszahlungen für Ihre privaten Bedürfnisse, etwa für Krankenversicherung, Miete und Verpflegung.
    • Vergessen Sie langfristige Verpflichtungen nicht (Schuldenrückzahlungen, Verbindlichkeiten aus langfristigen Vereinbarungen, Investitionen).
    • Berücksichtigen Sie, dass zwischen Rechnungsstellung und Bezahlung Zeit vergeht und dass Kunden oft verspätet zahlen, Sie also nicht mit einem Eingang innerhalb der von Ihnen genannten Zahlungsfrist rechnen können.
    • Hüten Sie sich vor zu grossem Optimismus. Es geht nicht um Umsatzziele für die Verkaufsabteilung, sondern um eine realistische Einschätzung. Am besten erstellen Sie ein Worst-, ein Base- und ein Best-Case-Szenario.
    • Passen Sie Ihre Planung regelmässig an (wöchentlich oder monatlich).

    Liquiditätsstrategie

    Ein monatliches Update der Liquiditäts­planung ist gerade in der Anfangs­phase Ihres Unter­nehmens unerlässlich. Stellen Sie Ende Monat die tatsächlichen Geldströme Ihrem Budget gegen­über und halten Sie fest, wie das Ist sich auf das Soll auswirkt. Haben Sie zum Beispiel mehr produziert als angenommen, sodass die Kosten gestiegen sind und die Liqui­dität abgenommen hat? Können Sie damit rechnen, diese Mehr­produktion rechtzeitig zu ver­kaufen, damit Sie auch in vier Monaten noch zahlungs­fähig sind?

    Der Vorteil des regelmässigen Updates: Sie haben die Möglich­keit, die Zahlungs­ströme durch Finanzierungs­anpassung und Kosten­reduktion recht­zeitig zu korrigieren. Die Liqui­ditäts­strategie fragt nicht in erster Linie, ob die geplanten Geschäfts­aktivi­täten rentabel sind oder nicht, sondern stellt sicher, dass Ihnen während den geplanten Aktivi­täten nicht plötz­lich das Geld ausgeht.

    TippAuch für Ihren Liquiditätsplan können Sie eine Excel-Vorlage downloaden, die auf dem Standard­werk «Ich mache mich selbständig» der Beobachter-Edition basiert.
    BuchtippBuchtipp Beobachter Ich mache mich selbständigIch mache mich selbständig. Von der Geschäfts­idee zur erfolg­reichen Firmen­gründung

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