Königsweg Berufslehre: «Das duale Bildungssystem ist der Motor der KMU-Schweiz»

Lernende gegen den Fachkräftemangel: Im Praxis-Webinar von Gryps erklären Experten, welchen Nutzen die Berufsbildung für KMU hat und was Betriebe dabei beachten müssen.

Verfasst von Loris Gregorio

Laut der Expertin ist die Ausbildung von Lernenden etwas vom Nachhaltigsten, das ein KMU tun kann. (Bild: berufsbildner.ch)

Wird die Schweiz in Zukunft genügend Fachkräfte haben? In den nächsten zehn Jahren wird die Generation der Babyboomer in Pension gehen, es scheiden 30 Prozent mehr Fachkräfte aus dem Arbeitsleben aus als einsteigen. Hier kommen Schweizer KMU ins Spiel: Sie können die Fachkräfte der Zukunft ausbilden, die mit der Generation Z nun in die Arbeitswelt eintritt.

Nachwuchs ist sich über den Fachkräftemangel bewusst

«Man sagt, wir verfügen heute über den fähigsten Nachwuchs aller Zeiten, aber auch über die illoyalsten Mitarbeitenden, weil sie sich der Knappheit der Fachkräfte bewusst sind», erklärt Vera Steinmann vom Kompetenzzentrum berufsbildner.ch im Praxis-Webinar von Gryps. Die jüngste Generation auf dem Arbeitsmarkt erkennt, dass es für Firmen schwer ist, passende Mitarbeitende zu finden. Zudem erwartet sie von Arbeitgebern zu Recht fachliche und persönliche Entwicklung.

Warum sollten Betriebe unter diesen Umständen überhaupt noch Lernende ausbilden? Steinmann zeigt auf, dass es sich unter anderem finanziell lohnt: Lernende erbringen während der ganzen Lehrzeit mehr produktive Leistungen, als sie an Bruttokosten verursachen. Dieser Nutzen steigert sich zudem von Lehrjahr zu Lehrjahr. Steinmann betont aber auch: «Bei Lernenden sollte es dem Betrieb nicht um den Bruttoertrag gehen, sondern um den Ausbildungsgedanken. Darum, dass man Wissen weitergibt.»

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Aufwand und Ertrag stehen bei Lernenden nicht an erster Stelle

Auch René Marques von berufsbildner.ch sagt: «KMU investieren erst mal stark in Maschinen und Technik. Da stellt man sich die Frage von Aufwand und Ertrag nicht.» Bei der Ausbildung sollten die Unternehmen das Gleiche tun und die Frage nach Aufwand und Ertrag nicht in den Vordergrund stellen: «Das duale Bildungssystem ist der Motor der KMU-Schweiz und da sollte investiert werden», ergänzt Marques.

Die Ausbildung von Jugendlichen im Betrieb bringt auch Rechte und Pflichten – einerseits für den Betrieb, andererseits auch für die Jugendlichen. Im Webinar-Replay erklären Vera Steinmann und René Marques übersichtlich, was KMU und Lernende bei der Ausbildung beachten müssen.

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Vier Praxis-Tipps der Berufsbildungs-Experten:

Was können KMU tun, um die ausgebildeten Fachkräfte zu halten?
Ein Betrieb zeigt gegenüber Jugendlichen Interesse, indem er bereits Lernenden Zukunftsperspektiven eröffnet – beispielsweise, um Lernende auch nach der Ausbildung zu behalten. So ist man nicht nur Vorgesetzter, sondern auch Coach, der Mentoring betreibt. Diese Coaches können Tipps geben, wie sie es zu ihrer eigenen Lehrzeit gemacht haben. Solche Perspektiven zeigen Wertschätzung und die Lernenden sehen sich nicht nur als billige Arbeitskraft.

Wo muss man eine Lehrstelle / die Lernenden anmelden?
Man braucht eine sogenannte Bildungsbewilligung des jeweiligen Bildungsamtes. Anschliessend prüfen die Behörden, ob der Betrieb die Mindestanforderungen erfüllt. Danach erfolgt die Anmeldung über den Lehrvertrag. Wenn der Vertrag beim zuständigen Amt eintrifft, folgt automatisch eine Anmeldung für die Berufsschule und die notwendigen Kurse.

Kann man mehr Lohn fordern, wenn man den Berufsbildnerkurs absolviert hat?
In erster Linie soll man für die Betreuung der Lernenden Zeit einfordern. Kalkuliert wird mit mindestens zehn Prozent der Arbeitszeit für einen Lernenden. Wichtig ist zudem, dass diese Führungserfahrung im Stellenbeschrieb oder Arbeitszeugnis ausgewiesen ist. Das kann mittelfristig auch ein Argument für eine Lohnerhöhung sein.

Wie überzeugt ein Arbeitnehmer die Geschäftsleitung eines KMU, Lernende auszubilden?
Die Zahlen zum künftigen Fachkräftemangel sind sicherlich gute Argumente. Zudem ist es etwas vom Nachhaltigsten, das man tun kann – die Ausbildung von jungen Menschen.

Falls Sie weitere Fragen haben, kontaktieren Sie die Expertin oder den Experten gerne direkt:

Bildungsplan für die Lehre

Bilden Sie Lernende aus, ist der betriebliche Bildungsplan Ihr Planungsinstrument für die gesamte Lehrdauer. Tragen Sie in der Vorlage ein, in welchen Arbeitsbereichen ein Lernender eingesetzt wird und wie lange er die einzelnen Aufgaben und Tätigkeiten erlernen soll.

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