Lockdown – und was nun? Gedanken einer Ladenbesitzerin
Stimmungsbericht von Simona Weibel, Geschäftsführerin der Authentic Living GmbH

Als ich am 16. März in der Livesendung den Entschluss des Bundesrates zum Lockdown vernahm, war es für mich Erleichterung und Schock zugleich.
Erleichterung empfand ich darüber, dass der Lockdown, der sich aufgrund der Entwicklungen der Corona-Massnahmen im Ausland abzeichnete, Klarheit darüber brachte, wie wir uns und unsere Mitmenschen schützen können.
Der Schock war, dass wir bis auf unbestimmte Zeit unseren Concept Store in Richterswil schliessen mussten. Die Lager voll mit den neun Frühlings- und Sommerkollektionen, Rechnungen der Lieferanten, die noch zu zahlen offen waren, hohe Fixkosten für Miete und Löhne und bis auf weiteres keine Einnahmen mehr. Das machte mir Angst und stellte mich vor existenzielle Fragen.
Diese erste Schock-Phase wich zum Glück relativ schnell einer Zuversicht, dass wir es doch irgendwie schaffen würden. Der Bund sicherte uns Hilfe in Form von Kurzarbeit und Krediten zu. Zumindest für den Moment würden meine Mitarbeiterin und ich uns über Wasser halten können. Sehr dankbar sind wir auch unserem Vermieter, der uns von sich aus eine Mietzinsreduktion anbot. Die Solidarität unter den Mitgliedern der Fachgeschäfte in Richterswil, welche wir schon vor der Krise pflegten, war und ist immer noch sehr tröstlich und hilfreich. Wir trafen uns ziemlich schnell nach dem Beginn des Lockdowns in virtuellen Online-Konferenzen und organisierten rasch eine Gutschein-Kampagne, welche wir mit Plakaten und über die sozialen Medien kommunizierten. Die Resonanz auf diese Kampagne zu spüren und die Unterstützung der Richterswiler, unserer Kunden und Freunde zu erleben, ist immer noch sehr ermutigend.
Geholfen hat uns auch, dass wir bereits seit Beginn unserer Geschäftstätigkeit über einen Online-Shop verfügen. Dieser lief bis zur Krise eher mässig, aber glücklicherweise konnten wir in den letzten Wochen eine Zunahme von Bestellungen über unseren Online-Shop verzeichnen. Dabei werden hauptsächlich Gutscheine, aber auch Produkte vom Salzstreuer bis zum Gartenstuhl bestellt. Finanziell ist dies natürlich ein Bruchteil dessen, was wir normalerweise umsetzen und zum Überleben brauchen. Aber emotional tut es gut zu wissen, dass wir eine breite Unterstützung geniessen und unser Laden im Dorf und in den umliegenden Gemeinden geschätzt wird.
Obwohl ich täglich mit dem Lösen von administrativen Aufgaben beschäftigt bin, hat die ganze Situation neben der wirtschaftlichen Seite für mich persönlich auch einen entlastenden und entschleunigenden Aspekt. Ich nehme mir mehr Zeit für alltägliche Dinge, mache mehr Pausen. Keine Termine zu haben und jeden Tag vorweg zu nehmen, ist etwas Neues für mich. Ich geniesse die Ruhe im Dorf, höre die Vögel zwitschern und geniesse die kleinen, einfachen Dinge: Selber Brot backen und Gemüse anpflanzen, Zeit zuhause verbringen und das eigene Haus verschönern. Wiesenblumen pflücken, mehr an der frischen Luft verbringen und beobachten, wie sich die Natur langsam etwas erholt.
Was ich persönlich für mein Geschäft aus dieser Krise mitnehme, ist die Erkenntnis, dass ich mit meiner Geschäftsphilosophie auf dem richtigen Weg bin. Es braucht noch mehr Nachhaltigkeit, wir müssen weniger und anders konsumieren. Noch genauer hinschauen, wie die Produkte hergestellt werden, woher sie kommen und wer sie produziert. Die Krise bestärkt mich darin, mich noch mehr für fair und ökologisch hergestellte Produkte einzusetzen. Dies gilt für meinen persönlichen Konsum und auch für die Produkte in unserem Laden.