«Das Thema Steuern begleitet uns bis zu unserem Lebensende. Nur schon deshalb sollte man sich dafür Zeit nehmen»

Mit 23 Jahren machte sich Meriton Krasniqi als Treuhänder selbstständig. Im Interview mit Gryps spricht der pragmatische Zürcher über seine Faszination für Zahlen, seine Leidenschaft für Steuern, seine Learnings als Unternehmer und über Steuertipps, die er seinen Kunden mit auf den Weg gibt.

Meriton Krasniqi versteht nicht, warum sich so viele Menschen über die Steuern ärgern: «Nervig ist ein Thema meistens dann, wenn man sich damit nicht befassen möchte.» (Bild: zvg)



Herr Krasniqi, was fasziniert Sie an den Steuern?

Ich bin ein Zahlenmensch und fand das Thema schon während meiner Lehre bei der Gemeindeverwaltung interessant. Das Tolle am Job des Treuhänders ist die Vielseitigkeit. Jede Anfrage und jeder Kunde ist individuell.

Viele Menschen wollen mit Steuern so wenig wie möglich zu tun haben …

… dann sage ich, dass ich das nicht nachvollziehen kann (lacht). Steuern ist ein Thema, das jeden Menschen ab 18 und bis ans Lebensende begleitet. Nur schon deshalb sollte man sich dafür Zeit nehmen und sich bewusst damit auseinandersetzen. Denn Steuern verschwinden nicht, nur weil man sich nicht damit beschäftigt.

Wieso nervt das Thema Steuern so viele Menschen?

Nervig ist ein Thema meistens dann, wenn man sich damit nicht befassen möchte. Sobald man sich einliest und sich im Thema etwas auskennt, kann man sich auf die Steuern freuen. Es ist ein Glücksgefühl, wenn die Steuern erledigt sind und man weiss, wie viel man dieses Jahr zahlen muss bzw. wie viel man für sich selbst behalten kann. Und wer Steuern schlau optimiert, zahlt weniger und freut sich dann umso mehr.

Geben Sie Ihren Bekannten und Freunden Steuertipps?

Am Anfang war das so, ja. Irgendwann habe ich sie so weit beraten, dass sie ihre Steuererklärung selbstständig ausfüllen können – im Prinzip ist das gar nicht so schwierig, solange man weder Liegenschaften besitzt noch Dividenden erhält. Auch meine Verwandten konnte ich inzwischen davon überzeugen, dass sie ihre Steuern selbst  machen. Aber sie dürfen mich natürlich jederzeit anrufen (lacht).

Sie haben sich während des Studiums selbstständig gemacht …

Mit 23 gründete ich meine eigene Firma als GmbH. Zu Beginn führte ich sie neben meinem Job bei der Gemeinde. Im Treuhandbereich dauert es relativ lang, bis man erfolgreich wird, man muss das Vertrauen der Kundinnen und Kunden gewinnen – vor allem, wenn man noch so jung ist. Am Anfang war es schwierig.

Wieso gingen Sie dieses Risiko ein?

Mich störte es, dass ich immer an meiner Zeit gemessen wurde. Jeden Tag 8,5 Stunden im Büro sein zu müssen, unabhängig von der Auftragslage, das wollte ich nicht mehr. Ich will örtlich und zeitlich flexibel sein. Ich will meinen Laptop nehmen und nach Südafrika gehen können – weil die meisten Kunden sowieso digital unterwegs sind, ist das kein Problem. Und ich will selbst bestimmen, um welche Zeit ich mit der Arbeit beginne, damit ich auch mal um drei Uhr Feierabend machen kann. Oder ich arbeite an einem Samstag, wenn ich dafür an einem Mittwochnachmittag freihabe. Diese Flexibilität schätze ich sehr. Umso mehr, seit ich eine Tochter habe.

In meiner jetzigen Situation würde ich mich nicht nochmals selbstständig machen. Ich bin aber froh, dass ich es in jungen Jahren getan habe – mir war es damals egal, ob ich 2’000 oder 6’000 Franken pro Monat verdiente.
Meriton Krasniqi, selbstständiger Treuhänder

Gab es Zweifel? Das finanzielle Risiko ist sicher nicht zu unterschätzen …

Natürlich. Ich habe eine Tochter und eine Hypothek. In meiner jetzigen Situation würde ich mich nicht nochmals selbstständig machen. Ich bin aber froh, dass ich es in jungen Jahren getan habe – mir war es damals egal, ob ich 2’000 oder 6’000 Franken pro Monat verdiente. Inzwischen haben wir einen gewissen Namen und müssen nicht mehr jedem Auftrag nachrennen, das macht es einfacher.

Was raten Sie jemandem, der sich ebenfalls selbstständig machen möchte?

Zu Beginn hatte ich unterschätzt, was es heisst, selbstständig zu sein. Bei IT-Problemen konnte ich nicht einfach die IT-Abteilung anrufen, sondern musste das Problem selbst beheben. Das war zu Beginn stressig, inzwischen macht es mir aber grossen Spass, dass ich mich auch um «andere» Probleme kümmern darf. Ich mache auch das Marketing selbst, habe mir alles selbst beigebracht und konnte dabei sehr viel lernen.

Was ist der häufigste Fehler, den KMU bei den Steuern machen?

Kein Fehler, aber zu Beginn ist das Unwissen schon sehr gross. Das fängt bei der Gründung an: Welche Rechtsform ist die richtige für mein Unternehmen? Ob man eine AG oder eine Einzelfirma gründet, hat riesige steuerliche Implikationen. Man sollte sich von Anfang an gut beraten lassen.

Haben Sie ein Beispiel?

Die Mehrwertsteuer ist ein grosses Thema. Eigentlich ist man erst ab einem Umsatz von 100’000 Franken mehrwertsteuerpflichtig. Einer meiner Kunden hatte diese Limite noch nicht erreicht, doch er kaufte viele Materialien und Fahrzeuge für seine Firma. Hätte er sich für die Mehrwertsteuer angemeldet, hätte er die Vorsteuer geltend machen und so viel sparen können. Aber das kann man nicht einfach so wissen, dafür braucht es eine gute Beratung.

Die Doppelbesteuerung für Unternehmen ist immer wieder ein grosses Thema in der Politik. Was denken Ihre Kunden dazu?

Na ja, es hat Vor- und Nachteile. Bei Privatpersonen kommt die Progression zum Zug; so gibt jemand, der eine Million verdient, 35 bis 40 Prozent wieder ab. Bei den juristischen Personen gibt es die Progression nicht – die Gewinnsteuer beträgt zwischen 20 und 25 Prozent, je nach Kanton. Das betrifft ein Start-up, das 1’000 Franken Gewinn macht, natürlich genauso wie ein Grossunternehmen.

Gibt es keinen Freibetrag?

Nein. Nur Vereine oder Stiftungen haben einen Freibetrag.

Sorgt dieser Umstand für Ärger?

Nein. Die Gesetzgebung ist nun einmal so, Sie können das nicht ändern (lacht). Da muss man das Beste daraus machen. Wichtig ist, dass man den Jahresabschluss optimiert. Dabei hilft ein guter Steuerberater.

Vier Tipps vom Treuhänder – so können Sie Steuern sparen

  1. Dividendenbesteuerung

    «Viele erhöhen den eigenen Lohn, sobald die Firma gut läuft. Das ist natürlich  auf dem Lohnkonto nett anzuschauen, allerdings wird der Lohn auch zu 100 Prozent versteuert. Dazu kommen obligatorische Abgaben für Sozialversicherungen, die parallel zum Lohn ebenfalls steigen und stets etwa 10 bis 15 Prozent ausmachen. Da ist es sinnvoller, sich höhere Dividenden auszuzahlen, weil diese privilegiert besteuert werden (70 Prozent auf Bundes- und 50 Prozent auf Staatsebene). Zudem fallen auf Dividenden auch keine Kosten für die Sozialversicherungen an. Der einzige Nachteil ist, dass die Verrechnungssteuer von 35 Prozent fällig wird. Die bekommt man aber zurück, sofern man die Dividenden in der Steuererklärung richtig deklariert. 

    Wichtig ist, dass Sie sich in jedem Fall einen angemessenen Lohn auszahlen. Wenn man sich pro Jahr 200’000 Franken Dividenden auszahlt, aber nur einen Monatslohn von 1’000 Franken, dann fällt das bei einer AHV-Revision natürlich auf. Zudem, das sollte nicht vergessen werden, ist der Lohn für die Versicherungsleistungen massgebend, etwa bei einem Unfall.»

  2. Mehrwertsteuer / Bezugssteuer

    «Die sogenannte Bezugssteuer wird oft unterschätzt oder gar vergessen. Wenn ich Dienstleistungen von ausländischen Firmen abrechnen lasse, beispielsweise von Facebook, dann ist dort keine Mehrwertsteuer ausgewiesen. Damit einheimische Firmen nicht benachteiligt werden, wird eine Bezugssteuer von 7,7  Prozent hinzugerechnet – dies entspricht der Mehrwertsteuer in der Schweiz. Wenn man diese Bezugssteuer effektiv ausweist, kann man sie anschliessend wieder abziehen (sogenannte Effektiv-Methode). Anders bei der Saldo-Methode, bei der die Bezugssteuern nicht als Vorsteuern geltend gemacht werden. Auch hier lohnt sich eine gute Beratung.

    Beispiel: Ich zahle 2’000 Franken für Facebook Ads. Mit der Saldo-Methode werden hier einfach 7,7 Prozent Mehrwertsteuer fällig, also 154 Franken. Diese muss man als Bezugssteuern bezahlen. Mit der aufwendigen effektiven Methode wird derselbe Betrag zuerst dazugerechnet und dann wieder abgezogen. Das kann bei höheren Summen viel ausmachen.»

  3. BVG optimieren

    «Der beste Weg, um Steuern zu optimieren, ist die 2. Säule. Sie können zum Beispiel festlegen, dass Ihr Unternehmen 70 Prozent der BVG-Abgaben übernimmt (anstatt der gesetzlich vorgeschriebenen 50 Prozent). Das hat zur Folge, dass die Lohnabgaben der Arbeitnehmenden sinken und der Lohn steigt. Gleichzeitig nehmen die Gewinne des Unternehmens und damit die Steuerbelastung ab.

    Ein Kunde mit 17 Mitarbeitenden konnte auf diese Weise 7500 Franken Steuern pro Jahr einsparen. Da kommt innerhalb weniger Jahre ein neues Auto zusammen. Zudem besteht die Möglichkeit, durch die Einführung eines Kadervertrags die Sparbeiträge zu erhöhen. Das wirkt sich ebenfalls positiv auf die Steuerbelastung aus.»

  4. Sich beraten lassen

    «Es lohnt sich, sich beraten zu lassen und sich mit dem Thema Steuern auseinanderzusetzen. Der Einspareffekt übertrifft die Kosten für den Treuhänder in der Regel bei Weitem.»

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Zur Person: Meriton Krasniqi ist Treuhänder und Steuerberater. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung bei der Gemeinde Horgen schloss er an der ZHAW den Bachelor of Science mit der Vertiefung in Accounting, Controlling, Auditing erfolgreich ab. 2016 gründete er noch während des Studiums die KMU Treuhandexperte GmbH, die sich auf die Beratung von Start-ups und KMU spezialisiert hat. Seine Firma positioniert sich als Unternehmen, das kontinuierlich mit der Digitalisierung mitgeht und hochwertige Partnerschaften abschliesst, damit die Kunden von den Vorteilen profitieren können.

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